Grundsatzerklärung zur Menschenrechtsstrategie
Kernelement menschenrechtlicher Sorgfaltspflicht
Infraserv GmbH & Co. Höchst KG und ihre Tochtergesellschaften ( Infraserv Höchst ) sind verpflichtet, die menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) zu beachten. Die übergeordnete Grundlage bilden die Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte. Dafür sind drei Grundsätze maßgeblich: Die Pflicht des Staates zum Schutz der Menschenrechte, die Verantwortung des Unternehmens zur Achtung der Menschenrechte und der Zugang zu Abhilfe, also Beschwerde- und Wiedergutmachungsmechanismen für alle Menschen, die von Verletzungen ihrer grundlegenden Rechte betroffen sind.
Das LkSG fordert von einem verpflichteten Unternehmen die Abgabe einer von der Unternehmensleitung verabschiedeten, intern und extern veröffentlichten Grundsatzerklärung über seine Menschenrechtsstrategie.
Dieses Dokument hat den Zweck, die Erfüllung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten für die Infraserv Höchst-Gruppe nachzuweisen. Es wird jährlich oder anlassbezogen aktualisiert und ist über die Internetseite www.infraserv.com/menschenrechtsstrategie aufrufbar.
Unternehmensgrundsätze der Infraserv Höchst-Gruppe
Infraserv Höchst bekennt sich zu einem von Verantwortungsbewusstsein, Fairness und Integrität geprägten Verhalten und dokumentiert dies in ihrem für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbindlichen Verhaltenskodex . Die Umwelt-, Sicherheits- und Gesundheitspolitik von Infraserv Höchst ist in den Leitlinien für Umweltschutz, Sicherheit und Gesundheit formuliert. In der Infraserv Höchst-Gruppe wird ein besonderer Fokus auf den effizienten Einsatz von Energien und die Reduktion von klima- und umweltschädlichen Emissionen gelegt. Beispielhaft wird hierzu auf die Energiepolitik der Infraserv Höchst verwiesen.
Verantwortlich für die Einhaltung der Unternehmenspflichten, darunter auch die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten, ist die Geschäftsführung von Infraserv Höchst. Aufgaben und Pflichten werden in der Organisation delegiert. Um die Einhaltung aller gesetzlichen und anderer bindenden Verpflichtungen (Compliance) zu gewährleisten, verfügt Infraserv Höchst über ein integriertes Managementsystem, das von der Compliance-Abteilung überwacht wird. Die Angemessenheit und Wirksamkeit des Managementsystems wird jährlich durch das Oberste Management bewertet. Die Ergebnisse dieser Bewertung fließen in die Ziel- und Maßnahmenplanung ein.
Organisationsgrundsätze
Infraserv Höchst ist Betreiber technisch anspruchsvoller Infrastrukturen und Dienstleister für die Chemie- und Pharmabranche und verwandte Prozessindustrien. Ihr wichtigster Standort ist der Industriepark Höchst in Frankfurt am Main. Darüber hinaus ist sie an kleineren Standorten, Betriebsstätten und Außenstellen in Deutschland tätig.
Das operative Geschäft von Infraserv Höchst ist in Segmente gegliedert, die die unternehmerische Verantwortung für den wirtschaftlichen Erfolg sowie für die Einhaltung der bindenden Verpflichtungen des Unternehmens (Compliance) tragen. Hierzu zählen neben gesetzlichen und vertraglichen Verpflichtungen auch unternehmensinterne Richtlinien und sonstige unternehmerische Sorgfaltspflichten, beispielsweise im Hinblick auf die gesellschaftliche Verantwortung.
Derzeit ist Infraserv Höchst in folgenden Segmenten unternehmerisch tätig:
- Energiemanagement
- Entsorgungsmanagement
- Corporate Real Estate Management
- Netze
- Logistik
- Bildung und Beratung
- Site Services
- Prozesstechnik
Die Segmente Logistik, Bildung und Beratung und Prozesstechnik werden durch die Tochtergesellschaften Infraserv Logistics GmbH, Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH sowie die Infraserv Höchst Prozesstechnik GmbH repräsentiert. Weitere Tochtergesellschaften sind in den Konsolidierungskreis der Infraserv Höchst-Gruppe einbezogen. Einzelheiten können dem Anhang 38 zum Konzernabschluss entnommen werden, der im Bundesanzeiger veröffentlicht wird.
Industriepark Höchst
Der Industriepark Höchst ist mit einer Grundfläche von 460 Hektar einer der größten Chemie- und Pharmastandorte Europas. Er liegt in den Frankfurter Stadtteilen Höchst, Sindlingen und Schwanheim sowie mit seinem südwestlichen Teil in der Gemarkung Kelsterbach und wird vom Main durchflossen. Der Standort umfasst etwa 980 Pacht- und Mietgebäude, in denen etwa 90 Unternehmen mit etwa 20.000 Beschäftigten tätig sind.
Als Betreibergesellschaft des Industrieparks Höchst koordiniert die Infraserv GmbH & Co. Höchst KG den Dialog zwischen den großen Standortunternehmen und den Nachbarn des Industrieparks, beispielsweise Anwohnern, sowie staatlichen und kommunalen Behörden und sozialen Einrichtungen im Umfeld. Wichtige Instrumente des Dialogs sind der Nachbarschaftsbereich im Standortportal des Industrieparks Höchst, das Bürgertelefon und der Gesprächskreis der Nachbarn des Industrieparks Höchst. Unternehmen und Beschäftigten im Industriepark Höchst steht ein Industrieparkportal mit wichtigen standortbezogenen Informationen zur Verfügung.
Der Betrieb der Anlagen im Industriepark Höchst wird von den zuständigen Behörden nach den dafür geltenden Rechtsvorschriften genehmigt und überwacht. Einige Betriebe im Industriepark Höchst, in denen gefährliche Stoffe in größeren Mengen genutzt werden, unterliegen den erweiterten Pflichten der Störfallverordnung. Die Betriebsbereiche der betroffenen Unternehmen wurden den Behörden angezeigt und die notwendigen Sicherheitsberichte vorgelegt.
Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
Das Unternehmen ist verantwortlich für die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Arbeit sowie anderer Personen, die von deren Tätigkeiten betroffen sein können. Diese Verantwortung beinhaltet die Förderung und den Schutz ihrer physischen und psychischen Gesundheit. Zum Schutz der Menschen werden potentielle Risiken aus dem Betrieb von Anlagen oder der Erbringung von Dienstleistungen mit deren Gefährdungen kontinuierlich ermittelt, bewertet und durch angemessene Maßnahmen minimiert. Ein Sicherheitskodex gibt allen Mitarbeitern und Führungskräften Orientierung zur Weiterentwicklung der Sicherheitskultur. Die erforderlichen Ressourcen stellt die Unternehmensleitung zur Verfügung. Die Infraserv Höchst-Gruppe und die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) haben eine Kooperationsvereinbarung zur Umsetzung der Präventonsstrategie Vision Zero. Null Unfälle–gesund arbeiten! abgeschlossen.
Umweltschutz und Notfallmanagement
Die von den Betrieben der Infraserv Höchst-Gruppe ausgehenden Umweltauswirkungen fließen in die Bewertung und kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung ein. Zu den betrachteten Risiken gehören Emissionen in die Atmosphäre, Einleitungen und Ableitungen in Gewässer, Vermeidung, Verwertung und Beseitigung von Abfällen, Verunreinigung von Böden, Nutzung von natürlichen Ressourcen und Rohstoffen, Umgang mit Gefahrstoffen und kritischen Stoffen, Transport und Verkehr sowie die indirekten Umweltauswirkungen durch Produkte und Dienstleistungen beim Kunden.
Bei aller Vorsorge und Sorgfalt können Schadensereignisse wie Brände oder Stoffaustritte dennoch nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden. Für diesen Fall haben die Unternehmen im Industriepark Höchst Alarm- und Gefahrenabwehrpläne erarbeitet und mit den zuständigen Behörden – der Feuerwehr der Stadt Frankfurt am Main und der Polizei – abgestimmt. Die notwendigen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr außerhalb des Industrieparks Höchst sind in den behördlichen Alarm- und Gefahrenabwehrplänen beschrieben. Sie werden von den Gefahrenabwehrbehörden der Stadt Frankfurt am Main und der Polizei gemeinsam mit Infraserv Höchst koordiniert.
Interessenverbände und Sozialpartnerschaft
Infraserv Höchst ist Mitglied im Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI) und im Arbeitgeberverband Chemie und verwandte Industrien für das Land Hessen e.V. (HessenChemie). Im Rahmen der Sozialpartnerschaft ist die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) ein wichtiger Verhandlungspartner. Diese drei Allianzpartner haben sich stellvertretend für den drittgrößten Industriezweig in Deutschland in der Nachhaltigkeitsinitiative Chemie³ zusammengeschlossen.
Die Arbeitsbedingungen in den Unternehmen der Infraserv Höchst-Gruppe, darunter Entgelt, Arbeitszeiten und Urlaubsansprüche, sind durch Tarifverträge sowie Betriebsvereinbarungen mit den jeweiligen Belegschaftsvertretungen (Betriebsräte) geregelt.
Demographischer Wandel und Diversität
Aufgrund des demographischen Wandels wächst der allgemeine und branchenspezifische Bedarf an Fachkräften. Neben einer Ausweitung der betrieblichen Ausbildung und der Kooperation mit Hochschulen strebt Infraserv Höchst deshalb danach, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu binden und lebenslang weiterzuentwickeln. Infraserv Höchst unterstützt zudem im Rahmen der Sozialpartnerschaft die Ziele der Inklusion, beispielsweise für ältere Beschäftigte mit gesundheitlichen Einschränkungen, und der kulturellen Vielfalt, beispielsweise zur Integration von Minderheiten, auch über die gesetzlichen Antidiskriminierungsregelungen hinaus.
Zertifizierungen
Zur Lenkung der Organisation im Hinblick auf die hier formulierten Unternehmensgrundsätze und –ziele hat Infraserv Höchst ein integriertes Managementsystem (PRISMA) etabliert. PRISMA ist modular aufgebaut, so dass es die Forderungen der internationalen Normen DIN EN ISO 9001:2015 (Qualitätsmanagement), DIN EN ISO 14001:2015 (Umweltmanagement), DIN EN ISO 50001:2018 (Energiemanagement) sowie die Forderungen an ein Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsystem in Anlehnung an DIN EN ISO 45001:2018 (SGA) erfüllt.
Die Erfüllung der Normanforderungen wird durch die Compliance-Abteilung überwacht und jährlich durch einen unabhängigen, von der Deutschen Akkreditierungsstelle DAkkS akkreditierten Auditor überprüft und durch entsprechende Zertifikate nachgewiesen. Die aktuellen Zertifikate sind auf der Internetseite www.infraserv.com/zertifikate einsehbar. Die Unternehmensleistung auf dem Gebiet der Unternehmerischen Verantwortung (CSR) wird von der Rating-Agentur Ecovadis bewertet.
Maßnahmen in der Lieferkette
Infraserv Höchst ist zertifiziertes Mitglied der Compliance-Initiative des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) und fördert in der Wertschöpfungskette bei allen maßgeblichen Lieferanten die Nutzung der BME-Verhaltensrichtlinie als branchenübergreifenden, international anwendbaren Compliance-Standard auf der Basis universeller Werte. Hierzu gehören die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, ILO-Kernarbeitsnormen und die 10 Grundsätze des United Nations Global Compact.
Risikoanalyse und Präventionsmaßnahmen
Das Risikomanagementsystem von Infraserv Höchst ist Bestandteil des integrierten Managementsystems. Es definiert Rollen, Verantwortlichkeiten und Abläufe zur Identifikation, Bewertung und Steuerung von Risiken sowie zur internen Risikoberichterstattung. Dies gilt auch für menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken im eigenen Geschäftsbereich sowie bei unmittelbaren Zulieferern. Bei der Risikoanalyse greift Infraserv Höchst auf Empfehlungen und Handreichungen der Aufsichtsbehörde (BAFA) sowie der Brancheninitiative Chemie³ zurück. Die wesentlichen Risiken werden im Rahmen des internen Kontrollsystems überwacht, das durch die interne Revision regelmäßig auf Angemessenheit und Wirksamkeit geprüft wird.
Das Risikoprofil in der Lieferkette für Infraserv Höchst weist derzeit folgende Charakteristika auf: Alle wesentlichen Lieferanten werden im Rahmen eines Auswahlprozesses qualifiziert und unterliegen einer regelmäßigen Bewertung durch die Einkaufsabteilung im Hinblick auf Qualität, Preis und relevante Compliance-Anforderungen. Für einzelne Waren- und Lieferantengruppen, z.B. Entsorgungsdienstleistungen oder Arbeitnehmerüberlassung, gelten spezifische Regelungen zum Risikomanagement, z.B. vertraglich vereinbarte Kontrollmaßnahmen und Berichtspflichten des Lieferanten.
Die meisten Lieferanten haben ihren Sitz in Deutschland (über 90% des Beschaffungsvolumens), die übrigen in der EU, zu einem sehr geringen Anteil in den USA und der Schweiz. Es bestehen keine direkten Lieferbeziehungen in Länder mit hohem menschenrechtlichem Risiko. Die Beschaffung von Hilfs- und Betriebsstoffen sowie von Verbrauchsmaterial erfolgt weitgehend über den Handel, es bestehen keine direkten Lieferbeziehungen zu Erzeugern in Hochrisikobranchen oder -ländern. Investitionsgüter werden auch direkt bei Herstellern beschafft, die in der Regel selbst lange Wertschöpfungsketten haben. In solchen Fällen sind potentielle Risiken im Rahmen des Beschaffungsprozesses zu identifizieren und zu analysieren.
Spezielle Risikobereiche
Die Entsorgungsanlagen von Infraserv Höchst sind als Entsorgungsfachbetriebe zertifiziert. Annahmebedingungen und Zertifikate werden auf der Internetseite www.infraserv.com/annahmebedingungen veröffentlicht. Infraserv Höchst beauftragt Entsorgungsfachbetriebe mit der Beförderung und Entsorgung von Abfällen und stellt durch geeignete Kontrollmaßnahmen die Einhaltung der abfallrechtlichen Bestimmungen, einschließlich des Minamata-Abkommens über Quecksilber, des Stockholmer Abkommens über persistente organische Schadstoffe und des Basler Abkommens über die Ausfuhr gefährlicher Abfälle, sicher.
Infraserv Höchst hat darüber hinaus derzeit zwei überwachungsbedürftige Risikobranchen im Hinblick auf das LkSG identifiziert: Textilindustrie (Beschaffung von Schutz- und Arbeitskleidung) sowie Bergbau (Beschaffung von Kohle).
Soweit im Rahmen einer Lieferantenbeziehung mindestens mittlere oder hohe menschenrechtliche oder umweltbezogene Risiken identifiziert wurden, sind angemessene Kontrollmaßnahmen vertraglich zu implementieren. Beispielsweise weist der von Infraserv Höchst beauftragte Kohlehändler die Einhaltung des Branchenstandards Bettercoal 2.0 nach.
Abhilfe- und Beschwerdemechanismus
Personen, die sich durch die Geschäftstätigkeit von Infraserv Höchst in ihren nach dem LkSG geschützten Rechtspositionen verletzt sehen, können über unser geschütztes Hinweisgebersystem https://infraserv.whistleblowernetwork.net/frontpage Hinweise oder Beschwerden abgeben und um Abhilfe ersuchen. Anfragen zu Risiko- oder Compliance-Themen können zudem an die Mailadresse [email protected] gerichtet werden.