19.06.2018 | Pressemeldung
Bei der digitalen Transformation steht der Mensch im Mittelpunkt
Experten diskutieren bei der „perspectives“ von Infraserv Höchst über die Herausforderungen der Digitalisierung
Zu den Referenten der „perspectives“ gehörten der Philosoph Richard David Precht, der Unternehmer Michael Heraeus und Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstandes der IG BCE (von rechts), die sich in der von Dr. Lothar Meier, Leiter Business Development von Infraserv Höchst (links) moderierten Diskussionsrunde austauschten. © Infraserv Höchst, 2018
Die Digitalisierung verändert das Leben der Menschen und wirkt sich auch gravierend auf die Arbeitswelt aus. Wie können Unternehmen den Wandel aktiv gestalten? Wie lassen sich die mit dem technologischen Wandel verbundenen Chancen nutzen? Welche Risiken sind zu berücksichtigen? Antworten auf diese Fragen bot die diesjährige „perspectives“ von Infraserv Höchst, die unter dem Motto „Wo bleibt der Mensch“ stand. Diesmal fand die Veranstaltung, die sich längst als Branchenevent für den Chemie- und Pharmastandort Deutschland etabliert hat, im Rahmen der ACHEMA auf dem Frankfurter Messegelände statt. Mehr als 150 Teilnehmer waren bei den Vorträgen und Diskussionsrunden dabei, für die Infraserv Höchst wieder namhafte Referenten gewinnen konnte.
Großes Interesse an der „perspectives“
Zukunftsthemen haben bei der „perspectives“ seit deren Start im Jahr 2012 Tradition. Daran erinnerte Jürgen Vormann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Infraserv Höchst, bei der Eröffnung. Das Veranstaltungsformat erfreut sich großer Beliebtheit, was die Rekordzahl von 350 Anmeldungen belegt. „Erfolge haben ihren Ursprung im Handeln und Verhalten von Menschen, die gemeinsam gestalten und anspruchsvolle Ziele erreichen wollten“, sagte Jürgen Vormann mit Blick auf das Thema der diesjährigen Veranstaltung und die Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung bieten.
Chemie- und Pharmabranche ist gut gerüstet
Für die Vertreter der Chemie- und Pharmaunternehmen hatte Francesco Grioli, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstandes der Gewerkschaft IG BCE, eine beruhigende Botschaft. „Unsere Branche kann mit der digitalen Transformation besser umgehen als andere“, sagte Grioli und verwies auf das hohe Qualifizierungsniveau der Mitarbeiter und die weitreichenden technologischen Veränderungen, die Chemie- und Pharmaunternehmen bereits erfolgreich bewältig haben. Allerdings sei es erforderlich, das Bildungssystem mit Blick auf die digitale Transformation weiterzuentwickeln.
Defizite im Bildungssystem
Defizite im Bildungssystem hatte zuvor der Philosoph Richard David Precht in seinem Impulsvortrag angeprangert. Aktuell sei die Unterrichtsstruktur in den Schulen nicht darauf ausgelegt, individuelle Fähigkeiten zu fördern und die „Selbstbefähigung“ zu stärken. Statt eines kleinteilig angelegten Unterrichtsrasters, das kaum eine inhaltlich Vertiefung in einzelnen Fächern ermögliche, seien projektorientierte und flexible Unterrichtsformen nötig, die gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern Begeisterung bei den Kindern wecken können. In Bezug auf die Arbeitswelt der Zukunft prognostiziert Precht einen radikalen Wandel, der mit dem Wegfall vieler Arbeitsplätze verbunden sein werde. Allerdings sei der Standort Deutschland dank eines starken, gesunden Mittelstandes besser für Veränderungen gewappnet als andere Wirtschaftsnationen.
Mitarbeiter mitnehmen
„So lange der flächendeckende Ausbau des schnellen Internets in Deutschland nicht vorankommt, brauchen wir eigentlich gar nicht über Digitalisierung zu diskutieren“, sagte der Unternehmer Michael Heraeus. Auch er sieht Nachholbedarf im Bildungssystem – nicht ohne Grund engagiert sich die Heraus-Bildungsstiftung seit vielen Jahren im Bereich der Lehrer-Fortbildung. Für Firmen sei es entscheidend, die Mitarbeiter beim technologischen Wandel mitzunehmen und sich auch beim Thema Digitalisierung der unternehmerischen Verantwortung bewusst zu sein.
„Der Mensch bleibt im Mittelpunkt“
Und wie schreitet die Digitalisierung in der Praxis voran? Oliver Coenenberg, Geschäftsführer Personal und Organisation, stellte „Leben und Arbeiten bei Sanofi“ vor. Diese gemeinsame Plattform der Sozialpartner widmet sich unter anderem den Veränderungen in Bezug auf Prozesse, die Gestaltung von Arbeitsplätzen, aber auch Fragen von Organisation und Qualifikation. „Der Mensch bleibt im Mittelpunkt, wenn er Veränderungen offen gegenübersteht“, sagte Coenenberg. Sjef Arets, Vice President Manufacturing EU/China beim niederländischen Chemie-Konzern DSM, berichtete, wie Ergebnisse aus Continuous Improvement-Projekten nachhaltig implementiert werden konnten und auf diese Weise die Unternehmenskultur weiterentwickelt wurde. „Die Art der Zusammenarbeit ist wichtig“, sagte Arets und untermauerte seine These mit einem Vergleich zum Fußball: „Elf Spitzenspieler sind noch keine Spitzenmannschaft.“ Dr. Henrik Hahn Chief Digital Officer von Evonik, vertritt die These, dass die Digitalisierung die Arbeitswelt und einzelne Berufsbilder stark verändert, diese aber nicht zwangsläufig ersetzt: „Die Herausforderung besteht darin, bestehende Geschäftsmodelle und Prozesse an die digitale Umwelt anzupassen und ein Bewusstsein für neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen“.
„perspectives“ 2019: am 5. Juni im Hilton
Die „perspectives“ bot wieder viele spannende Themen, Thesen und Impulse. Die nächste Auflage des Branchen-Events ist auch schon terminiert: Am Mittwoch, 5. Juni, findet die „perspectives“ 2019 im Hilton-Hotel am Frankfurter Flughafen statt.