perspectives 2015: 180 Experten zu Gast bei Infraserv Höchst
Transformationsprozesse in der Chemie- und Pharmabranche: Herausforderungen mit vielen Facetten
Die "perspectives" ist inzwischen das Branchen-Event schlechthin für den Chemie- und Pharmastandort Deutschland, was die große Resonanz belegt: Da die 150 Plätze im Vortragssaal nicht ausreichten, wurden die Vorträge in benachbarte Räume übertragen, so dass weitere Teilnehmer der Veranstaltung folgen konnten.
Wenn Sie nicht dabei sein konnten, können Sie hier die Impulsvorträge, Fallbeispiele und Diskussionen der Experten einsehen. Das breite Themenspektrum zeigt auf, wie vielfältig die Herausforderungen der zielgerichteten Transformationen in der Chemie- und Pharmabranche sind. Das Fazit: Es gibt keine Patentrezepte, aber viele Ansätze und vor allem viel Handlungsbedarf in verschiedensten Bereichen.
Die Referenten: Köpfe, Thesen, Perspektiven
Dr. Emmanuel Siregar
Sanofi, Geschäftsführer Personal und Organisation
Leben und Arbeiten bei Sanofi
„Mehr als 110.000 Mitarbeiter beschäftigt Sanofi weltweit – Deutschland ist nach den USA und Frankreich der wichtigste Standort. Aufgrund einer gut gefüllten Produktpipeline entstehen am Standort Frankfurt-Höchst Hunderte neue Stellen vorwiegend in der Fertigung. Personalsuche über Social Media, Empfehlungen von Mitarbeitern, Ausbildung von Fachkräften sowie flexiblere Arbeitsmodelle sind die Zutaten für ein erfolgreiches Recruitment. Mit der Initiative „Leben & Arbeiten bei Sanofi“ stellt sich das Unternehmen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebenssituationen der Mitarbeiter ein – was den Arbeitgeber noch attraktiver macht.“
Wolf Lotter
brand eins, Leitartikler und Mitbegründer
Zeitalter der Ideenwirtschaft
„Die Welt hat sich gedreht: Ideen sind heute wertvoller als Produkte. Allerdings orientiert sich unser Denken noch überwiegend an den vergangenen Erfolgen der industriellen Ökonomie. Wir müssen neu denken. Wem es gelingt, aus dem, was andere verstört, einen Nutzen zu ziehen, und wer diesen Nutzen erklären kann, der ist im Zeitalter der Ideenwirtschaft gut aufgehoben. Management ist heute die Kunst, mit Überraschungen umzugehen.“
Dr. Ferdinand Lippert
BASF, Senior Vice President – Economic Evaluations
Globale Produktionsbasis bietet Perspektive
„BASF steht für Chemie, die verbindet – seit nunmehr 150 Jahren. Unser Portfolio reicht von Chemikalien, Kunststoffen, Veredlungsprodukten und Pflanzenschutzmitteln bis hin zu Öl und Gas. Die BASF produziert dabei weitestgehend in hocheffizienten, integrierten Verbundstandorten. Globale Trends in der Rohstoffbasis und regional unterschiedliche Energiekosten stellen für die BASF eine Herausforderung dar. Dank der globalen Produktionsbasis bietet sich für die BASF aber auch die Perspektive, auf diese Trends zu reagieren und davon zu profitieren. Dadurch erhalten wir unsere globale Wettbewerbsfähigkeit.“
Prof. Kurt Wagemann
DECHEMA, Geschäftsführer
Entwicklung der Rohstoffbasis
„Früher war häufig von einer linearen Entwicklung der Rohstoffbasis für die Chemieproduktion ausgehend von Kohle (Vergangenheit) über Erdöl und Methan hin zu nachwachsenden Rohstoffen (Zukunft) die Rede: Mittlerweile ist aus der sequenziellen Entwicklung eine Parallelität zumindest auf globaler Ebene geworden. Der Shalegas-Boom kam nahezu überraschend und hat verschiedene Facetten, die beim Vergleich der Alternativen häufig nicht eingehend genug betrachtet werden. Hinzu kommt Strom aus erneuerbaren, fluktuierenden Quellen, die nicht nur in Deutschland, sondern weltweit in der Zukunft weitere Optionen ermöglichen.“
Dr. Björn Mathes
DECHEMA, Leiter Praxisforen
Digitalisierung der Wertschöpfungskette
„Industrie 4.0 ist in aller Munde – auch die Chemie- und Pharmaindustrie kann und wird von den neuen Lösungen profitieren. Bis dahin sind jedoch noch einige Hürden zu überwinden. Insbesondere einem der Fokusthemen der ACHEMA 2015, der Prozessanalysentechnik (PAT), kommt in der vernetzten Chemiefabrik ein großer Stellenwert zu. Die Branchenleitmesse zeigt auch, dass wir auf einem guten Weg sind, in den kommenden Jahren nicht nur die Produktion, sondern die komplette Wertschöpfungskette zu digitalisieren. Um im globalen Wettbewerb weiterhin eine Spitzenposition innezuhaben, muss jedoch auch die Abhängigkeit von der Ressource Wasser bei der Produktion minimiert werden. Hier sind innovative integrierte und nachhaltige Wassermanagementkonzepte gefragt – oder einfacher: Wasser 4.0.“
Dr. Lukas von Hippel
Pharma Waldhof, Geschäftsführer
Innovator durch Veränderungsprozess
„Pharma Waldhof war 1947 das erste Unternehmen, das DNA und RNA im halbindustriellen Maßstab isolierte. Daraus entwickelte sich in der Folge ein Unternehmen, dass einer der führenden Anbieter von Nucleotiden, Nucleosiden und deren Derivaten ist, die in verschiedenen Zielindustrien wie Pharma, Kosmetik, Nutrition, Zellkulturmedien und Diagnostik eingesetzt werden. Seit 1979 Teil von Boehringer Mannheim, wurde es 1997 eine Tochtergesellschaft der Roche, bevor 2004 der Verkauf an die Aceto-Gruppe erfolgte. Seit drei Jahren durchläuft das Unternehmen einen starken Veränderungsprozess, der es wieder zu einem der führenden Innovatoren in seinen Marktsegmenten macht.“
Prof. Dr. Hannes Utikal
Provadis Hochschule, Vizepräsident
Von den Megatrends zum Geschäftserfolg
„Die Chemie- und Pharmabranche sieht für sich eher einen evolutionären Wandel. Der muss gestaltet werden. Das ist keine einfache Aufgabe für das Management. Unternehmen benötigen angesichts des Wandels eine hohe strategische Lernfähigkeit und Flexibilität.“
Prof. Hans-Dieter Hermann
Sportpsychologe u. a. der deutschen Fußballnationalmannschaft
Gutes Leadership schafft Erfolg
„Gutes Leadership macht in einer sich ständig verändernden und weiter entwickelnden (Arbeits-) Welt aus Menschen mehr, als sie sich selbst zutrauen, formt eine Gruppe zu einem Team und schafft damit die Grundlagen für Erfolg: das Übertreffen von zuvor erbrachten Leistungen. Das gilt sowohl in der Wirtschaft als auch im Leistungssport. Dabei ist zu beachten, dass aus psychologischer Sicht eine mittel- und langfristig erfolgreiche Führung in beiden Feldern heute kein Privileg mehr ist, sondern harte Arbeit, auf der Basis von Mut, Entscheidungsfähigkeit und Empathie.“